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Gleichstellungspolitik kontrovers - Eine Argumentationshilfe

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Datum: 30.05.2011
Format: pdf
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Sprache: DE
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Beschreibung

Der gegenwärtige Diskurs über die Geschlechter ist von ärgerlichen und hartnäckigen Mythen durchsetzt. Meist finden sich diese in populistischen „Ratgebern“ oder im Internet, sie werden aber auch gern in Printmedien wie Focus, Spiegel oder FAZ verbreitet und sie stiften Verwirrung bei Frauen und Männern, die sich in Politik, Verwaltungen, an den Hochschulen und in Organisation für konsequente Gleichstellungspolitik einsetzen wollen. Damit das anders wird, haben sich Gender Expertinnen und Experten im Rahmen eines Projektes des Arbeitsbereiches Frauen- und Geschlechterforschung der Friedrich-Ebert-Stiftung zusammengefunden. Sie haben die ihnen gängigsten und wichtigsten Argumente gegen eine emanzipatorische Gleichstellungspolitik zusammengetragen und dann mit ihrem Fachwissen und ihren geschlechterpolitischen Überzeugungen widerlegt.

Auszug des Inhalts (unformatiert)

[...] Es gibt verschiedene gleichstellungspolitische Strategien, wie z. B. Frauenförderung, Männerförderung, Antidiskriminierungspolitik und Gender Mainstreaming. Die EU-Mitgliedsstaaten haben sich darauf geeinigt, gemeinsam eine gleichstellungspolitische Strategie zu entwickeln und umzusetzen, damit alle Menschen in der Gesellschaft unabhängig von ihrem Geschlecht die gleichen Chancen erhalten: Gender Mainstreaming. Ein Grundprinzip dieser Strategie lautet, bei allen politischen Entscheidungen die Interessen und Lebenslagen von Frauen und Männern in ihrer Vielfalt wahrzunehmen. Die Ziele von Gender Mainstreaming werden nicht von allen Menschen geteilt. Manche Menschen beunruhigt es, Strukturen zu verändern und Geschlechterrollen nicht als natürlich zu sehen. Andere Menschen sehen darin Chancen zu positiver Veränderung und Wahlfreiheit. Mit dieser Argumentationshilfe wollen wir die zuletzt genannten Menschen unterstützen, also diejenigen, die sich für Feminismus, Gleichstellungspolitik und Gender Mainstreaming interessieren. Zudem wollen wir informieren und Sachverhalte deutlich machen, die in den Mediendebatten oft unsachlich, emotional und zusammenhangslos dargestellt werden. Dabei geht es uns nicht darum, dass alle Menschen einer Meinung sind, sondern dass konstruktive Diskussionen möglich gemacht werden. Die Gleichstellung der Geschlechter wird schon lange kontrovers diskutiert. Anfang des letzten Jahrhunderts war das Frauenwahlrecht Gegenstand der Debatten. Bis 1976 durften Frauen in Westdeutschland nur mit Zustimmung ihres Ehemannes einer Erwerbstätigkeit nachgehen. In den 1980er und 1990er Jahren setzte sich in vielen gesellschaftlichen Bereichen die Überzeugung durch, dass die Gleichstellung der Geschlechter nicht grundsätzlich in Frage zu stellen sei. Umstritten blieb lediglich, wie dieses Ziel erreicht werden kann. Spätestens seit Anfang des neuen Jahrtausends hat sich das Diskussionsklima verändert. In zahlreichen Medien wie Frankfurter Allgemeine Zeitung, Spiegel und Focus, aber auch im Fernsehen und in Internetforen werden bis heute die verschiedensten Formen von Gleichstellungspolitik massiv angegriffen. So wird behauptet, Gleichstellungspolitik sei nicht mehr notwendig, da Gleichberechtigung bereits erreicht sei. Und das, obwohl die Fakten dagegen sprechen: Zum Beispiel verdienen Frauen in Deutschland im Durchschnitt 23 Prozent weniger als Männer und sie sind in Führungspositionen stark unterrepräsentiert; Gewalt gegen Frauen und Männer geht ganz überwiegend von Männern aus und Alleinerziehende sind ganz überwiegend Frauen, die zu einem hohen Anteil in Armut leben. 5 WISsOrs Di ku Friedrich-Ebert-Stiftung Es gibt antifeministische Stimmen, die die Gleichstellung der Geschlechter als Bedrohung ansehen und regelrecht dagegen hetzen. Antifeministen und Antifeministinnen greifen Problemlagen auf, die von vielen Menschen als echte gesellschaftliche Probleme schmerzhaft erfahren werden ? und ziehen dann als Ursache für die Probleme ?den Feminismus? heran. Feminismus, Frauenbewegung, Gender Mainstreaming und Geschlechterforschung werden in einen Topf geworfen und verantwortlich gemacht für verschiedene Dinge wie die gefühlte Benachteiligung von Männern, für eine angeblich drohende demographische Katastrophe und vieles mehr. Dabei wird der Ein?uss der Gleichstellungspolitik auf die Entwicklung Deutschlands maßlos übertrieben. Zumeist sind die Ursachen für soziale Probleme in gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen zu ?nden. Seit den 1980er Jahren bestimmen neoliberale Ideen die Politik: Der Staat baut soziale Sicherheit ab und öffentliche Aufgaben werden an private Unternehmen abgegeben. Die seit dieser Zeit durchgeführten Reformen der Weltwirtschaft und des Bankensystems haben zur aktuellen Krise geführt, in deren Folge noch weniger Mittel für öffentliche Leistungen zur Verfügung stehen werden. Die Arbeitslosigkeit steigt seit Mitte der 1970er Jahre, prekäre Arbeitsverhältnisse nehmen zu und werden auch für die Mittelschichten zur Normalität. Immer mehr Familien benötigen zwei Einkommen, und gleichzeitig wollen immer mehr Frauen ihre gute Ausbildung auch nutzen und damit wirtschaftlich selbstständig sein. Das ist individuell sinnvoll, es entlastet Partnerinnen und Partner von der alleinigen Verantwortung für die materielle Versorgung der Familie und schließlich ist es volkswirtschaftlich sinnvoll, dass die Bildungsinvestitionen von gut ausgebildeten Frauen nicht brachliegen, während diese jahrelange beru?iche Auszeiten in der Familienphase haben. Aber dadurch stellt sich zunehmend das Problem, wer in Zukunft die Arbeiten erbringt, die bisher unsichtbar und unbezahlt von (Ehe-)Frauen geleistet wurden, wie Kindererziehung, Altenp?ege oder Hausarbeit. Eine moderne Gleichstellungspolitik zielt auf eine neue Arbeitsteilung ab, in der sich Männer und Frauen diese Arbeiten gerechter teilen. Und davon können alle pro?tieren. Zudem ist Gleichstellungspolitik kein Nullsummenspiel, bei dem nur dann jemand gewinnen kann, wenn einem anderen etwas weggenommen wird. Im Gegenteil gewinnen alle an Entscheidungsfreiheit, wenn die strukturellen Zwänge überwunden werden, die Menschen in Geschlechterrollen drängen. Sich von dem Druck zu befreien, Rollen erfüllen zu müssen und die Strukturen zu kritisieren, die diesen Druck erzeugen ? das bedeutet für uns Emanzipation und das ist ein Ziel von Feminismus. Und dazu soll diese Argumentationshilfe einen Beitrag leisten. Die Autorinnen und Autoren dieser Argumentationshilfe arbeiten alle in der Beratung, Bildung und Forschung zu Geschlechterfragen und diskutieren in ihrem Arbeitsalltag mit verschiedenen Menschen über Diskriminierung, Gleichstellungspolitik und Feminismus. In ihrer Arbeit leisten sie Hilfestellung bei der Umsetzung von Gleichstellungspolitik ? was auch das Ziel dieser Publikation ist. Die Unterstützung der Friedrich-Ebert-Stiftung hat es möglich gemacht, dass wir in einem Team von Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis diese Argumentationshilfe entwickeln konnten. Wir haben uns in RedaktionsWorkshops, die von Heike Gumpert moderiert wurden, darüber ausgetauscht, welche antifeministischen Behauptungen uns in unserer Arbeit begegnen und wie wir damit umgehen. Gemeinsam haben wir die Zusammenhänge diskutiert, die wir für die Widerlegungen und Erklärungen wichtig fanden. Julia Roßhart beginnt mit einer Erklärung gleichstellungspolitischer Strategien und Begriffe. Unter dem Stichwort ?Männerbenachteiligung? hat Thomas Gesterkamp verschiedene Behauptungen analysiert, mit denen Männer als Opfer und Verlierer von Feminismus dargestellt werden. Manfred Köhnen zeigt auf, wie Familie und Partnerschaft von der Politik beein?usst werden und 6 Wirtschafts- und Sozialpolitik WISsOrs Di ku welche Möglichkeiten zur Veränderung es gibt. Um das Themengebiet Wirtschaft und Arbeitsmarkt geht es in dem Artikel von Deborah Ruggieri und Ute Wanzek. Sie erläutern die Zusammenhänge zwischen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt und Geschlechterrollen. Melanie Ebenfeld beschäftigt sich mit dem Thema Bildung und Erziehung und der Frage, wie geschlechtersensible Pädagogik Entwicklung ermöglichen kann. Sebastian Scheele bringt Klarheit in den Gender-Begriff und erläutert das Forschungsfeld der Gender Studies. Abschließend analysiert Sebastian Scheele antifeministische Denkmuster. Die einzelnen Artikel können wie in einem Nachschlagewerk unabhängig voneinander gelesen werden. Im Glossar am Ende des Heftes werden einige grundlegende Begriffe erläutert. Wir wollen interessierten Bürgerinnen und Bürgern Argumente an die Hand geben, damit produktive Diskussionen statt?nden können, in denen weitere Ideen für eine geschlechtergerechte und vielfältige Gesellschaft entwickelt werden. Die Herausgebenden2 Melanie Ebenfeld und Manfred Köhnen Berlin, im Februar 2011 2 Wir danken Melanie Arts und Talke Flörcken für die Unterstützung beim Lektorat und Matthias P?ügner für die Titel-Illustration. 7 WISsOrs Di ku Friedrich-Ebert-Stiftung 2. Argumente zum Thema Gleichstellungspolitik und Feminismus Julia Roßhart Feminismus, Frauenbewegung, Gleichstellungspolitik und gleichstellungspolitische Strategien (Gender Mainstreaming, Quoten, geschlechtergerechte Sprache) werden in (medien-)öffentlichen Diskussionen häu?g zusammengeworfen und als Gesamtpaket diffamiert. Im Folgenden werden diese antifeministischen Behauptungen vorgestellt[...]

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Kategorie: Gleichstellungsinfothek (30), GL und GM (110)

Schlagworte: Bildung (42), Familie (214), Feminismus (1), Gleichstellungspolitik (7)

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