Springe direkt zu:
zur Startseite des INFOPOOLS



Es befinden sich 653 Dokumente
in 11 Kategorien und 3 Sprachen
im Infopool.


Unternavigation:
Wählen Sie ein Schlagwort anhand seines Anfangfangsbuchstaben aus.


INFOPOOL Picture
Inhaltsbereich:
Infopool » nach Schlagworten » Politik » Frauen, Familie, Gleichstellung

Frauen, Familie, Gleichstellung

Kahlert_Frauen_Familie_Gleichstellung.pdf

Vorschau

Dokument: anzeigen
Dokumentenviewer: Acrobat Reader

Bewertung:
SternchenSternchenSternchenSternchenSternchen (290)

Sie haben bereits eine Bewertung von 1 abgegeben.

Datum: 14.03.2006
Format: pdf
Größe: 185 KB
Autor: Heike Kahlert

Sprache: DE
©:

0 Kommentare. Schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Dokument.

Beschreibung

Eine starke und autonome Frauen- und Gleichstellungspolitik in Deutschland kann einen Beitrag dazu leisten, das demographische Problem zu lösen - acht Thesen.

Auszug des Inhalts (unformatiert)

[...] Entscheidend für die uns heute interessierende Frage der Geschlechterungleichheit ist jedoch, was die Gesellschaft daraus macht, dass Frauen Mütter werden bzw. Mütter werden können, und damit sind wir bei der sozialen Seite der Mutterschaft. An dieser Stelle wird nämlich nicht danach gefragt, wie lange die Beeinträchtigung durch eine oder auch zwei Schwangerschaften sein könnte, sondern es wird ganz selbstverständlich angenommen, dass Frauen Kinder bekommen und dass sie für das Kind bzw. die Kinder hauptverantwortlich zuständig bleiben, bis diese selbst erwachsen sind. Insofern ist die Frauenfrage auch eine Kinderfrage. Dass Frauen die Zuständigkeit für Kinder zugeschrieben wird, ist aber kein Naturgesetz und auch nicht zwingend notwendig, sondern gesellschaftlich gemacht und über einen langen Zeitraum hinweg tradiert. Die sozialen Zuschreibungen und Zuständigkeiten wurden nämlich bereits mit dem Entstehen der bürgerlichen Gesellschaft im 18. Jahrhundert begründet: Hier entstand die uns bis heute vertraute Idee, dass unser sozialer Lebensraum getrennt ist in einen privaten Raum ? die Familie ? und in einen öffentlichen Raum ? den Staat bzw. die Gesellschaft. Beide Räume, das Private und die Öffentlichkeit, sind © Dr. Heike Kahlert: Frauen, Familie, Gleichstellung ? ein Spannungsfeld!?, Schwerin, 06.03.2006 2 wichtig, aber der öffentliche Raum und alles, was darin geschieht, wird gesellschaftlich höher bewertet als der private Raum. Diese Ungleichbewertung verknüpft sich damit, dass der private Raum, die Familie, traditionell als das ?Reich? der Frau gilt, in dem die ?tüchtige Hausfrau? (Schiller) waltet, die Öffentlichkeit hingegen, das ?feindliche Leben?, ist der Raum des Mannes. Beide Räume sind wichtig und können nicht ohne einander existieren: Wenn wir nicht den Raum des Privaten hätten, wo wir uns erholen können, für uns sein können, Gefühle ausleben können, und wo wir versorgt werden (und versorgen), dann würde auch der Raum des Öffentlichen kaum funktionieren, der Raum nämlich, wo wir Leistung erbringen und rational handeln müssen. Und doch ist es so, dass in der modernen Gesellschaft nur die im öffentlichen Raum erbrachte (bezahlte) Erwerbsarbeit als ?ordentliche? Arbeit zählt, während die unentgeltlich im privaten Raum erbrachte Haus- und Sorgearbeit nur einen geringen gesellschaftlichen Stellenwert hat und häufig nicht einmal als ?ordentliche? Arbeit angesehen wird. So ist historisch die Zuständigkeit für die gesellschaftliche Reproduktion an die Frauen delegiert worden, ohne entsprechende Wertschätzung. Wenn es um Familie und damit eben auch um Kinder geht, sind zunächst die Frauen gemeint. Aber eigentlich ist bereits vom ersten Augenblick an die Kinderfrage eine Frage beider Geschlechter. Denn zu einer Schwangerschaft gehören immer zwei: eine Frau und ein Mann. Die Entscheidung für eine Schwangerschaft fällt nicht immer rational, auch nicht immer unter gleichberechtigter Beteiligung beider Partner, auch ist eine Schwangerschaft nicht immer lange oder überhaupt geplant, und sie ?passt? auch nicht immer in die Lebens?planung?. Während die (potenzielle) Mutterschaft für Frauen noch immer gesellschaftlich von Nachteil ist, ist die (potenzielle) Vaterschaft für Männer unbedeutend oder aber sogar vorteilhaft. Sie ist unbedeutend, weil sie unter gegebenen gesellschaftlichen Bedingungen nicht erwarten lässt, dass sich an der Leistungsfähigkeit und Verlässlichkeit eines Mannes im beruflichen Alltag irgendetwas ändert, wenn er Vater wird bzw. ist. Denn um das Kind bzw. um die Kinder kümmert sich ja in der Regel die Partnerin. Mehr noch: Vaterschaft ist für Männer auf dem Arbeitsmarkt häufig sogar vorteilhaft, denn als Familienernährer gelten sie als leistungsbereitere und zuverlässigere Arbeitskräfte, deren Position gesichert werden soll ? schließlich haben sie ja Frau und Kind(er) zu versorgen, so die weitläufige Ansicht. Wenn Männer jedoch ihrer Vaterschaft aktiv nachkommen wollen, so stoßen sie in Deutschland immer noch auf Nachteile, insbesondere im beruflichen Bereich. So ist es in den meisten Arbeitsverhältnissen einfach nicht vorgesehen, dass sie nach der Geburt eines Kindes ihre Erwerbstätigkeit unterbrechen, Teilzeit arbeiten oder zuhause bleiben, wenn das Kind krank ist. Auch wird das gesellschaftlich bisher noch immer nicht überall und immer positiv bewertet. Gemäß einer repräsentativen FORSA-Umfrage im Auftrag der Frauenzeitschrift WOMAN vom 21.9.2004, in der Männer über Kind und Karriere befragt wurden, sind 77 Prozent bereit, Teilzeit zu arbeiten, doch nur 3 Prozent aller deutschen Väter mit Kindern unter 18 Jahren arbeiten tatsächlich Teilzeit. Auch in punkto Elternzeit klaffen Theorie und Praxis weit auseinander: 73 Prozent wären als Väter grundsätzlich bereit, zu Hause zu bleiben, aber nur fünf Prozent tun es tatsäch© Dr. Heike Kahlert: Frauen, Familie, Gleichstellung ? ein Spannungsfeld!?, Schwerin, 06.03.2006 3 lich. Als Grund, trotz theoretischer Zustimmung selbst keine Elternzeit zu nehmen, nennen über die Hälfte der deutschen Männer (53 Prozent) die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust. 46 Prozent führen ein höheres Gehalt als das ihrer Partnerin an. Jeder Dritte (31 Prozent) hätte Furcht vor dem Karriereknick ? und immerhin 13 Prozent aller Männer würden keine Elternzeit nehmen, weil sie Angst hätten, die ganze Woche zu Hause zu verbringen (Wie denken Deutschlands Männer über Kind und Karriere? 2004). These 2: Schuldzuweisungen an kinderlos bleibende Frauen (und Männer) greifen zu kurz. Sie individualisieren das demographische Problem und ?vergessen? dabei, dass die Entscheidung für oder gegen eine Familiengründung in einer Partnerschaft immer unter konkreten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen fällt. Medien und Politik sind derzeit vor allem auch dadurch alarmiert, dass die Zahl der dauerhaft kinderlos bleibenden Frauen und Männer in Deutschland steigt. So sind knapp 20% der Frauen und knapp 25% der Männer, die von 1950 bis 1960 geboren wurden, kinderlos. Aus diversen Studien wissen wir, dass nur wenige Frauen und Männer ganz bewusst und gezielt kinderlos bleiben und ihr Leben entsprechend planen. Für die allermeisten hingegen gilt, dass sie die Familiengründung immer wieder aufschieben, weil diese aktuell immer wieder irgendwie nicht zum Leben ?passt?: So fehlt etwa der ?richtige? Partner oder die ?richtige? Partnerin, die Ausbildung ist[...]

Diesem Dokument zugeordnet

Kategorie: Familienpolitik (206), Vereinbarkeit in Stadt und Land (198), GL und GM (110)

Schlagworte: Familie (214), Frauen (54), Gleichstellung (69), Politik (127)

keine Kommentare

Ihr Kommentar

Bitte geben Sie hier das Sicherungswort ein, das im Bild angezeigt wird. Dies dient der Spamvermeidung.


CAPTCHA Bild zum Spamschutz

Wenn Sie das Wort nicht lesen können, bitte hier klicken.